Am 9.12., 18 Uhr wird das Denkmal für die Familie Mann am Salvatorplatz in München offiziell eingeweiht.
Es sprechen Vertreterinnen und Vertreter der Stadt München, des Literaturhauses und der Künstler Albert Coers.
Mehr auf der Seite von Public Art München.
Konstruktionen – Fundamente
Der Salvatorplatz, Standort des Denkmals für die Familie Mann, verändert sich immer wieder: Nach Grabungen, archäologischer Untersuchung und Freigabe werden Fundamente für Leuchten und Schilder erstellt. Verankerungen wurden konstruiert und in Platten aus Stahlbeton eingegossen, Kabel gelegt, die jetzt schon in die Höhe ragen …
Beim Denkmal ist nicht nur das Endergebnis, sondern auch der Prozess mit seinen Zwischenstufen und zahlreichen Beteiligten spannend.






Grundlage sind statische Berechnungen von Suess Staller Schmitt Ingenieure und Planungen von Frosch Wollmann Architektur, beratend war Florian Froese Peek tätig. Mit Erd- und Betonarbeiten wurde die Bauunternehmung K&M Ramaj, mit den Elektroarbeiten die Firma SPIE beauftragt. Die Verankerungen, Masten, Leuchten und Schilder bereitet das Baureferat München vor.
Radiobeitrag zum Denkmal für die Familie Mann, BR 24 – Das Interkulturelle Magazin
Die Kulturjournalistin Astrid Mayerle hat Albert Coers über das Denkmal für die Familie Mann interviewed und daraus einen Radiobeitrag gestaltet. Eine besondere Rolle spielt dabei die Internationalität der Familie. Nachzuhören hier. (Min. 13:00–18:35)
“Deep is the well of the past.”- excavations
“Deep is the well of the past.” Thus begins Thomas Mann’s novel “Joseph and His Brothers”. And indeed, for the monument to the Mann family and its foundations, excavations are being carried out, archaeological investigations are taking place, and soil samples are being taken. Construction work has been underway again on Salvatorplatz since September 22, 2025.









The plans are based on designs by Frosch Wollmann Architektur. The archaeological work is once again being carried out with great expertise by the archaeology firm Neupert, Kozik & Simm. The construction company K&M Ramaj has been commissioned to carry out the work. The masts, lights, and signs are being prepared by the Munich Building Department.
„Tief ist der Brunnen der Vergangenheit“- Grabungen …
„Tief ist der Brunnen der Vergangenheit“. So beginnt Thomas Manns Roman „Joseph und seine Brüder“. Und tatsächlich wird für das Denkmal für die Familie Mann und seine Fundamentierung in die Tiefe gegraben, es finden archäologische Untersuchungen statt, Bodenproben werden entnommen .… Seit 22.9.25 ist auf dem Salvatorplatz wieder Baubetrieb.
Grundlage sind die Planungen von Frosch Wollmann Architektur. Die archäologische Begleitung übernahm wieder sehr kompetent das Büro für Archäologie Neupert, Kozik & Simm. Mit der Ausführung wurde die Bauunternehmung K&M Ramaj, mit den Erdarbeiten Konrad Fischhold Erdbau-Abbruch beauftragt. Die Masten, Leuchten und Schilder bereitet das Baureferat München vor.
Archäologie: Funde am Salvatorplatz









Im Mai 2024 kamen bei der obligatorischen archäologischen Begleitung der Grabung am Salvatorplatz für die Aufstellung des Denkmals für die Familie Mann Reste von Bestattungen auf dem Friedhof der nahegelegenen Salvatorkirche und der Friedhofsmauer zum Vorschein. Das Büro für Archäologie Neupert, Kozik & Simm war mit den Arbeiten beauftragt und barg ein Kinderskelett aus der Barockzeit. Der Friedhof war bis ca. 1800 in Betrieb.
Eigentlich war dies bekannt, und der Friedhof ist auch als Bodendenkmal ausgewiesen, doch war man davon ausgegangen, dass wegen der zahlreichen Baumaßnahmen am Platz nach 1945 und eines Luftschutzkellers unter dem Platz keine Funde zu erwarten seien. Bei einer Begehung des Kellers unterhalb der Salvatorgarage stellte sich jedoch heraus, dass dieser sich komplett unter dem Gebäude befindet, nur ein schmaler Laufgang unter dem Platz gelegen ist.
Den Platz komplett bis auf die geplante Fundamenttiefe von teils bis zu 1,90 m aufzugraben und archäologisch untersuchen zu lassen, wäre mit sehr hohem Kosten- und Zeitaufwand verbunden, so dass ein Baustopp und anschließend ein Rückbau bis zur Klärung der Lage geboten war.
Die Funde, gerade bei Baubeginn, waren ein harter Schlag und brachten mich in Zwiespalt: Einerseits interessiere ich mich selbst für Geschichte und Archäologie; Sichten, Sammeln, Dokumentieren von Fundstücken sind Teil meiner künstlerischen Praxis. Und die Grabungen stießen auch auf Interesse von Passanten und Mitarbeitern des Literaturhauses. Der Salvatorplatz verwandelte sich für kurze Zeit in eine Ausgrabungsstätte, an der Überreste vergangener Lebenswelten und ehemaliger Stadtbewohner sichtbar wurden – ein an sich spannender Prozess. Und dass die Familie Mann hier ein Denkmal bekommen soll, wo auch Lebensspuren anderer Familien vorhanden sind, erscheint passend. Andererseits wurde eben durch die Funde der langersehnte Abschluss des Denkmalprojekts verhindert, das sich schon über mehrere Jahre hinzieht. Die Ausgrabungen setzten eine Kette von erneuten Abstimmungsprozessen mit den Denkmalschutzbehörden in Gang, u.a. mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, wo das Projekt am Salvatorplatz zeitweise in Frage gestellt schien, nicht im Hinblick auf das Bodendenkmal, sondern grundsätzlich; Abteilungen, die vorher nicht beteiligt waren, schalteten sich ein, der Landesdenkmalrat – ein Gremium, von dessen Existenz ich vorher nichts wusste – wurde um Stellungnahme gebeten und gab das Thema wieder an die Denkmalpflege zurück, ich wurde aufgefordert, eine erneute Projektbeschreibung mit Visualisierungen einzureichen, aus der die Wirkung im Ensemble „München nach 1945“ klarer hervorgehen sollte …
Die zentrale Lage in der Altstadt hat also ihre Tücken. Dennoch bleibt der Standort für das Denkmal inhaltlich ideal, in unmittelbarer Nachbarschaft des Literaturhauses, mit seiner Verbindung zur Literatur und insbesondere seinem „Hausheiligen“ Thomas Mann. Auch hatte ich den Entwurf genau für den Platz konzipiert, als Versammlung der über die Stadt verstreuten Schilder an einem zentral gelegenem Ort, mit den hochaufragenden, Licht spendenden Leuchten. Anfang des Jahres 2025 wurde ein grundsätzliches Einverständnis des Denkmalschutzes mit dem Denkmal signalisiert, was sich in einer Genehmigung für weitere (archäologische) Grabungen manifestierte. Nun müssen gemäß der Empfehlung die Fundamente für die Leuchten flacher geplant, technische Lösungen für die veränderte Ausgangslage gefunden werden. Die Planungen gehen jetzt weiter! Mit im Boot ist seit Mai 2025 das Architekturbüro Frosch Wollmann Architektur.
Ich hoffe, dass das Denkmalprojekt, wenn nicht im Zauberberg-Jahr 2024, so doch im Thomas-Mann-Jahr 2025 zum Abschluss kommt!
Peripherie und Zentrum – München

Flashback zum Prozess der Ideenfindung: In München setze ich 2018 meine Recherche zu den Straßenschildern der Manns fort. In den 2000ern wurden dort eine Reihe von Straßen und Plätzen nach den Kindern der Manns benannt. Das hängt wohl zusammen mit der gestiegenen Popularität der Familie nach der Verfilmung ihrer Geschichte durch Heinrich Breloer 2001, mit verstärkter wissenschaftlicher Beschäftigung, aber auch mit dem Bemühen der Stadt München, verstärkt Frauen bei der Benennung von Straßen zu berücksichtigen und dadurch sichtbar zu machen.
Ich finde immerhin fünf Mitglieder der Familie (mit Heinrich wären es sechs): Thomas Mann in Bogenhausen, Klaus und Erika am Arnulfpark, Elisabeth ganz im Osten und Golo ganz im Westen. Diese weitgestreckte Verteilung bringt mich auf die Idee, die Mitglieder über die Schilder zusammenzuholen und von der Peripherie ins Zentrum, an den Salvatorplatz in der Altstadt zu bringen.
Was in München weiter auffällt: Die Schilder sind an Straßenleuchten angebracht, anders als in Berlin. Daraus entwickelt sich die Idee, sie mitzunehmen, als charakteristische Bestandteile des öffentlichen Raums, die jeweils unterschiedlich ausfallen und, ähnlich wie die Schilder, viel über ihren Standort erzählen.
Die Orte liegen weit auseinander, wie man auf einem Stadtplan sehen kann. Um sie zu markieren und auch die Objekthaftigkeit der Leuchten mit hineinzunehmen, stecke ich Nägel mit breiten Köpfen in einen Plan. Sie reflektieren das Licht, „leuchten“.
Thomas-Mann-Allee, Bogenhausen

In München liegt die nach Thomas Mann benannte Straße im großbürgerlichen Stadtteil Bogenhausen, geprägt durch Villen und großzügige Einfamilienhäuser. Auch dieses Umfeld ist ein Unterschied zu Berlin, wo Wohnblocks und kommunale Bauten vorherrschend waren. „Allee“ heißt es hier, im Gegensatz zum prosaischen „Straße“; sie verläuft parallel zur Isar, ruhig über dem Fluss, von dem sie ein parkähnlicher Grünstreifen trennt, dessen Bäume sich über die Straße wölben. Auf der anderen Seite Gärten mit ausladenden alten Bäumen. Umbenannt wurde die Föhringer Allee, 1956, bereits ein Jahr nach dem Tod Thomas Manns. Dies zeigt, dass man sich der Bedeutung Thomas Manns bewusst war.
Das Schild ist groß und breit, vermittelt Solidität und Dauerhaftigkeit: Die Schrift ist in Emaille aufgebracht, Farbe als glasartige Schicht aufgeschmolzen – was eine harte, glänzende Oberfläche ergibt. Es ist von der Mitte aus leicht gewölbt, wirkt dadurch plastisch – und funktional läuft das Wasser von dieser gespannten Fläche gut ab. Die Schrift ist von einer Kartusche umrahmt, womit Historisch-Barockes anklingt.

Die Leuchte, an der das Schild angebracht ist, strahlt ebenfalls etwas Klassisch-Solides aus, mit der schlichten, kantigen Form, erinnert an das Design der 1950er Jahre und hat die schöne Typen-Bezeichnung „Bavaria“. Beim Besuch gefallen mir die Spinnweben zwischen Leuchte und Schild.
Interessant ist das Schild dort auch, weil es in direktem Zusammenhang mit dem zentralen Lebensort der Familie steht: hier wohnten die Manns fast 20 Jahre lang, hier schrieb Thomas Mann u.a. den Zauberberg. 1913 ließen sich Thomas und Katia eine Villa bauen. Sie hat eine wechselvolle Geschichte, voller unterschiedlicher Nutzungen, Zerstörungen, Rekonstruktionen: Sie wurde im 2. Weltkrieg stark beschädigt, abgerissen, durch einen Bungalow ersetzt. 2001 ließ der in München geborene Alexander Dibelius, Banker bei Goldman-Sachs, die Fassade rekonstruieren, das Haus innen jedoch umbauen. Der Investor Thomas Manns erwarb die Villa schließlich 2015. Man kann sich vorstellen, dass dabei die Namensähnlichkeit eine Rolle gespielt hat – insofern passt dieses Detail auch zum Denkmal Straßen Namen Leuchten und der Anziehungskraft von Namen. An der Mauer der Villa erinnert eine Tafel erinnert an ihre Geschichte – und gerade stehen Leiter und Hochdruckreiniger vor ihr – sie wird offensichtlich gesäubert, vielleicht hatte sich jemand durch die weiße Fläche zum Hinterlassen eines Schriftzugs herausgefordert gefühlt …

Erika und Klaus – an den Gleisen – Arnulfpark
Erika und Klaus liegen ganz nach beieinander, als Geschwisterpaar, in einem 2004 auf dem ehemaligen Gelände der Deutschen Bahn angelegten Neubaugebiet, dem Arnulfpark. Hier, entlang der Gleisstrecke, zwischen Hacker- und Donnersbergerbrücke und der Arnulfstraße, war noch Platz, so dass dieser Ort relativ zentral liegt – auch wenn er durch seine Lage nicht so wirkt und immer noch etwas von „uncharted territory“ hat. Vielleicht passt die Nähe zu Gleisen und Bahnhöfen nicht schlecht, waren die Geschwister doch viel unterwegs (wenn auch häufiger mit dem Auto). Hier sind die Nachbarn z.B. Lilli Palmer, Marlene Dietrich und Bernhard Wicki. Erika ist damit mit Schauspielern ihrer Generation zusammengebracht, gleichzeitig damit auf ihre „Rolle“ auch festgelegt, sie, die so vieles war: Kabarettistin, Schriftstellerin, politische Aktivistin, Herausgeberin der Schriften ihres Vaters …
Die Leuchten sind funktional-modern, entsprechend der Bauzeit, und so könnte man auch hier einen Generationenunterschied zur Leuchte des Vaters in Bogenhausen ausmachen.

Elisabeth Mann Borgese – Baustelle – Riem

Elisabeth Mann Borgese war das jüngste Kind der Manns. Die 2004 nach ihr benannte Straße liegt in einem Baugebiet in der Nähe des ehemaligen Flughafens Riem, der heutigen Messe; ich fahre mit dem Rad dorthin, brauche etwa 1 ½ Stunden (so lange wie in Rom zur Via Thomas Mann). Als ich das Schild fotografiere, fragen Bauarbeiter misstrauisch, was ich da mache, in wessen Auftrag, das Fotografieren der Baustelle sei verboten. Nur mit Mühe kann ich sie davon überzeugen, dass es mir allein um die Schilder geht … Aber das ist auch eine Erfahrung, die zur Arbeit im öffentlichen Raum gehört: Man muss sich mit den Leuten vor Ort auseinandersetzen.
Dem Neubaugebiet entspricht das Design der Leuchte, die noch etwas mimimalistischer auftritt als die von Erika und Klaus, mit Glaszylinder und aufgesetzter Reflektorscheibe.
Auf den Schildern ist der Name „Mann“ stets präsent. Im Fall von Elisabeth dominiert dieser Familienname gegenüber den Vornamen, der abgekürzt wird: „Elis. Mann – Borgese“; Das hat natürlich technisch-funktionale Gründe, da der Name, voll ausgeschrieben, zu lang wäre und mit der maximalen Zeichenzahl für Straßenbenennungstafeln (so die offizielle Bezeichnung) in Konflikt käme.
Dabei ist gerade Elisabeth sehr eigenständig, als Anwältin der Rechte der Meere und Mitglied des Club of Rome. Elisabeth, ist hier mit der Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Selma Lagerlöf zusammengespannt – obwohl sie einen nicht-literarischen Beruf hatte – in der Familie Mann die Ausnahme. Geschrieben hat sie natürlich trotzdem!
Golo in Freiham – Neubau, Westen und Bundesrepublik

Die Straße, die nach Golo benannt ist, liegt ganz in entgegengesetzter Richtung, schon außerhalb des eigentlichen Stadtgebiets, im Westen, in Freiham. Dort entsteht ein komplett neues Viertel. So neu, dass es bei meinen Besuchen 2018/19 zwar schon provisorische Masten aus Holz gab, aber der Straßenname noch nicht angebracht war – wurde der Beschluss der Benennung doch erst kurz vorher gefasst, 2017. Insofern laufen die Erstellung des Denkmals und der Straße parallel. Diesen Moment beschließe ich in das Denkmal zu übernehmen, und auch dort einen Holzmast zu verwenden, was das Provisorische einfängt und die Vielfalt an Materialien und Konstruktionen erhöht. Auch das Schild fügt mit „Weg“ den Ortsbezeichnung eine neue Variante hinzu. „Weg“ deutet das Schmalere, weniger Befestigte, eher zu Fuß Begangenene als Befahrene an. Assoziativ passt das zum leidenschaftlichen Wanderer.
Golo ist hier per Straßennamen mit Persönlichkeiten des Nachkriegszeit in Verbindung gebracht, vor allem der deutschen, in seiner Rolle als Historiker, Publizist und Kommentator des Zeitgeschehens: Mit Ellis Kaut, Hans Clarin, Erich Kästner oder Helmut Schmidt, dessen Name schon auf einem der Schilder zu lesen ist. Die Lage im Westen (der Republik) passt dazu.
Das Neubauviertel wird aber eher fertig sein als das Denkmal – soviel zeichnet sich 2024 ab – das dadurch seinerseits eine Situation festhält.
Straßen Namen Leuchten-Visualisierung – aktualisiert
Für eine Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege und dem Landesdenkmalrat sind aktualisierte Visualisierungen des Denkmals am Salvatorplatz in München entstanden. Erstaunlich, wie detailliert und realistisch sie sind. Hier wurden unterschiedliche Perspektiven und Lichtsituationen durchgespielt, Texturen. Dank an Florian Froese-Peeck!







Albert Coers: Straßen Namen Leuchten – ein Denkmal für die Familie Mann, 2024, Rendering Florian Froese-Peek.
Anfänge – Berlin – Nachbarschaften
Zurück zu den Anfängen: Im Juni 2018, vor sechs Jahren also, radelte ich zur Thomas-Mann-Straße in Berlin. In meinem handschriftlichen Tagebuch steht als Résume: „Idee für Denkmal verfestigt sich: Straßenschilder.“ Beim Besuch ging es zunächst aber nur um ein erstes Sammeln von Ideen, um eine Anregung durch den Ort. Ich hatte gesehen, dass es dort, neben der Straße, ein nach Thomas Mann benanntes Schwimmbad gibt; und vielfältige Assoziationen stellten sich ein: Schwimmen‑Wellen‑Wasser‑Tod in Venedig‑Tadzio …
Die Straße liegt im ehemaligen Ost-Berlin, im Prenzlauerberg, zweigt ab von der Greifswalder, Richtung Weißensee. Sie wurde 1976 nach Thomas Mann benannt, also zu DDR-Zeiten. Diese Verortung lässt sich auch erinnerungspolitisch an den weiteren Straßenbenennungen, an den Nachbarn von Thomas Mann ablesen: Am selben Pfosten ist der Name des Komponisten Hanns Eisler angebracht. Er floh wie Mann vor dem Nationalsozialismus, emigrierte in die USA. Beide kannten sich, trafen sich im Exil, hatten teils ähnliche Interessen, z.B. am Faust-Stoff. Insofern ergibt eine räumliche Nähe Sinn. Die politische Zuordnung Thomas Manns wird aber noch deutlicher, wenn man sich das weitere Umfeld ansieht:

Jenseits der Greifswalder setzt sich die Straße in der Erich-Weinert-Straße fort, benannt nach dem Schriftsteller, der während des NS-Regimes u.a. in die Sowjetunion emigrierte und nach seiner Rückkehr in der DDR Funktionärsrollen übernahm.
Thomas Mann, dessen politische Verortung nicht ganz einfach war, zwischen Konservatismus und Sozialismus, ist also in einen ganz bestimmten Zusammenhang von linken, antifaschistischen „Kulturschaffenden“ und Zeitgenossen gestellt. In jeder Stadt, das wird sich noch bei den weiteren Recherchen und Reisen zeigen, sieht dieser Kontext anders aus, mal sind es internationale Schriftstellerkollegen, wie Gustave Flaubert und George Sandes in Rom, mal ist es der Kreis der Familie wie in München, wo es auch biographische Anknüpfungspunkte gibt. Diese Zusammenhänge und Nachbarschaften sind Teil der Gedächtniskultur. In Straßenschildern und den Namen der Persönlichkeiten auf ihnen drückt sich Wertschätzung aus – aber auch politische Setzung und zeitgebundene Mentalität.

Ein Straßenname steht außer solchen bewußten Arrangements und Konzepten der Anordnung im alltäglichen urbanen Umfeld, wird durch es beeinflusst, überlagert. Es ergeben sich skurril anmutende Beziehungen; so steht in Berlin der Straßenname im Schatten eines riesigen roten dreidimensionalen Hinweispfeils auf eine Apotheke. Literatur als Heilmittel, könnte man assoziieren.
Straßenschilder sind zunächst funktionale Zeichen, zur Orientierung, zur Angabe einer Adresse. In Berlin finden sich Hausnummern unter dem Namensschild, um eine Straße in Abschnitte zu gliedern. Wenn man es aus diesem funktionalen Zusammenhang löst, es freistellt, so dämmerte es mir später, tritt die Gedächtnisfunktion klarer hervor.
Interessant, da orts- und zeittypisch, ist auch die typographische Gestaltung: Schwarz auf Weiß, im Gegensatz zu der in den meisten Städten, etwa in München, verwendeten Variante Weiß auf Blau, eine serifenlose Schrift, was Strenge und eine gewisse Härte vermittelt. Die Schrifttype ist speziell, elegant, mit dem scharf-eckigen „ß“, an dem die Zusammensetzung aus einem langen „s“ und einem „z“ noch deutlich ablesbar ist. Hier handelt es sich nicht um einen DDR-Font, den man andererorts auch noch findet, sondern um eine neusachliche Groteskschrift aus den 1920ern (Erbar Grotesk), die sich ab den 1930er Jahren in Berlin verbreitete – und damit zu Lebzeiten von Thomas Mann -, nach der Wende dann (wieder) für zu ersetzende oder neue Straßenschildern in den Ostteilen verwendet.
Was für den Standort weiter charakteristisch ist: die Straßenleuchte, mit dem Mast aus Gussbeton, mit einem nach unten offenen, ornamental geriffelten Glaszylinder. Hier handelt es sich tatsächlich noch um ein DDR-Fabrikat.


Zeitlichkeit lässt sich neben der Schrift aus Materialität und Zustand der Schilder ablesen. Sie verwittern, Staub lagert sich ab; es bilden sich schwarze Spuren, Streifen, die Sonne bleicht die Schrift aus, sie ist z.B. auf einem Schild fast verschwunden, kaum noch lesbar; ähnlich wie Inschriften auf alten Grabsteinen.
Auf der Rückfahrt komme ich an einem Friedhof in Mitte vorbei, ich glaube, es ist der Alte Garnisonsfriedhof, wo ich vor Jahren jenseits der Friedhofsmauer eine Schichtung, einen Haufen von Straßenschildern gesehen hatte, die wohl für eine Baustelle demontiert waren, die Linienstraße, Gormannstraße etc. Daran erinnerte ich mich jetzt und suche Fotos wieder heraus, die ich damals gemacht habe, 2008 war das.

Und es keimt die Idee, dass eine Installation mit Straßenschildern ein Erinnerungszeichen für die Manns sein könnte. Doch zunächst will ich weitere nach den Manns benannte Straßen aufsuchen, in anderen Städten, als nächstes in München, wo auch das Denkmal stehen soll.
Leichtigkeit des Seins – Denkmal, VR
Kürzlich konnte ich endlich zwischen Leuchten und Schildern des Denkmals für die Familie Mann am Salvatorplatz umhergehen. Hier das Ensemble der dicht stehenden Leuchten aus München, Rom und anderen Städten in Augenschein nehmen, dort die aus New York, dort die aus São Paulo. Konnte den Arm dieser Leuchte drehen, diesen Mast etwas verschieben, den Eindruck testen.
Dies fand statt in in der Halle 6, einem Studio in München. Florian Froese-Peek hatte das digitale Modell für eine VR-Simulation eingerichtet. Die Erfahrung ähnelte anderen mit virtueller Realität, die ich sporadisch bei Ausstellungen gemacht hatte, war jedoch länger und intensiver. Meine Rolle war auch anders: Ich war kein bloßer Betrachter, sondern durfte mich als Akteur, Architekt, Entwerfer fühlen – was ich ja faktisch auch bin. Und einen Raum betreten mit Objekten, die nicht der Fiktion entstammen, sondern mir aus anderen Modellen und aus der Anschauung vertraut sind, mit denen ich inzwischen eine emotionale Beziehung aufgebaut habe, die ich mir wünsche; und so war es eine seltsame Mischung aus real und fiktional, aus einem Arbeitsprozess, der sich auf ein vorhandenes Pendant bezieht, der aber auch Momente des „als ob“, des Spielerisch-Leichten hatte.
Nach dem Anlegen der Brille und dem Greifen der Steuersticks, die Extensionen des Körpers, gleichzeitig Schnittstellen zwischen real und virtuell darstellen, wird zunächst eine Raumbegrenzung, eine leuchtende Linie auf den Boden gezeichnet, eine Art Spielfeld, innerhalb dessen man sich bewegt. Geht man darüber hinaus, stößt man auf eine Wand, die warnend aufleuchtet, man kann Arme oder den Kopf hindurchstecken; es tun sich Löcher auf, rot umrandet, hinter denen die nackte Realität zum Vorschein kommt, Wände, Türen.

Die entstehende Modell-Welt ist schön aufgeräumt, reduziert auf die für uns wesentlichen Elemente zur Beurteilung des optischen Eindrucks. Um ein möglichst realistisches Bild zu bekommen, gleichen wir die Betrachterhöhe mit den Maßen der Leuchten ab, vergleichen Sonnenstand und Einfallswinkel des Lichts mit den Bedingungen am Salvatorplatz. Es geht also sehr viel um 1:1 Entsprechungen, gar nicht um die Schaffung einer Fantasiewelt.
Reizvoll sind Dinge, die drüberhinausgehen, einfach passieren, die auf kleinen Programmfehlern oder selbständigen Dynamiken beruhen: Das Literaturhaus sieht in der Frontalansicht aus, als ob dort Eiszacken wüchsen, die Querwände sind ausgefasert. Und Gras wächst auf der Leuchte aus Sanary-Sur-Mer, wir wissen nicht warum, vielleicht hat das Programm einige dekorative Elemente aus seiner Gartenabteilung hinzugefügt, hat mit der grünen Farbe des Masten Rasen assoziiert … Das würde auch gut zur Ausstellung „glitch – die Kunst der Störung“ passen, die zur Zeit in der Pinakothek der Moderne zu sehen ist.

Es ist ein spannender Moment, als ich per Steuerknüppel abhebe, den Standpunkt vom Boden in die Höhe verschiebe, in der Luft, in sechs Metern herumgehe, parallel zu den Fenstern des Literaturhauses, die Installation von dort aus betrachte. Es ist tatsächlich sehr nahe an einer realen Erfahrung, dem Balancieren auf einem dünnen Steg, dem Gang auf einer Glasplatte, ja dem Fliegen. Man sieht nach unten, die Masten und Leuchten verkleinern sich, die Linien der Gebäude stürzen, Schwindelgefühle steigen auf. Dies ist ein Unterschied zu Momenten des Fliegens in Träumen, wo man sich sicher fühlt, gelöst, selbstverständlich. VR ist hier viel näher an der Realität, da es ja auch mit deren Parametern und rückgekoppelten Sinneseindrücke arbeitet.
Florian sieht diese Erfahrung der virtuellen Realität eher als Mittel zum Zweck, als Testprogramm, und da er diese Methode häufiger benutzt bei Projekten im öffentlichen Raum, ist sie für ihn auch nichts Außergewöhnliches mehr. Er bemerkt, und ich kann das bestätigen, dass es auch anstrengend sei, sich in diesen virtuellen Räumen zu bewegen, von der Konzentration und der körperlichen Sensomotorik her, dem ständigen Abgleich der Eindrücke und Bewegungen. Und da die Ästhetik stark der von Computerspielen ähnle bzw. auf solche Anwendungen abgestimmt sei, habe man danach kaum mehr Lust auf solche Spiele in seiner „Freizeit“. Spiel und Arbeit werden also miteinander vermischt.
Die Leichtigkeit, mit der sie sich erstellen und verändern lassen, macht Modelle attraktiv. Doch haben sie ihre eigene Realität und ihr Eigenleben, sind keine bloßen Zwischenstufen auf dem Weg zum Endergebnis. Das ist beim Modell aus Pappe und Karton so, ebenfalls beim VR-Modell. Und sie gehören alle zum Denkmal und seinem Entstehungsprozess.

Leuchten-Markierungen







14.5.24: Auf der Baustelle für das Denkmal am Salvatorplatz werden die Fundamente der Straßenleuchten markiert, mit Farbspray und Kreide. Es entsteht eine Choreographie sich teils überschneidender Kreise und Flächen, mit Korrekturen und eingeschriebenen Zahlen. Die Markierung der vorhergehenden Versetzung einer Leuchte ist noch sichtbar. Auch wenn dies alles wieder verschwinden wird: ein Moment der Zeichnung im öffentlichen Raum.
Baustelle Salvatorplatz – to be continued!







Eine am Platz vorhande Leuchte wurde im April 2024 zur Platzmitte hin versetzt und in das zukünftige Ensemble integriert. Es ist die Leuchte, die später das neu angefertigte Schild „Katia-Mann-Platz“ tragen wird. Die Kombination der Leuchte vom Typ eines historischen Kandelabers, die bereits am Platz steht, mit dem Namen der in München aufgewachsenen Katia Pringsheim ist bewusst gewählt.
Mit der Versetzung der Leuchte, noch vor der Installation des Restes des Ensembles, entsteht am Platz eine erst auf den zweiten Blick wahrnehmbare Veränderung. Eine interessante Zwischenstufe des Denkmals, auch zusammen mit dem bereits montierten Schild an der Fassade.
Außerdem wird Strom verlegt. Dank an das Baureferat für die Planung und Organisation und die Firma SPIE für die Ausführung der Arbeiten!
Rue Thomas Mann, Paris – am Salvatorplatz








Als erster Bestandteil des Denkmals für die Familie Mann wurde im April 2024 das Schild „Rue Thomas Mann“ im charakteristischen Pariser Design am Salvatorplatz in München installiert, an der Fassade der Salvatorgarage.
Es nimmt Bezug auf die Straße in Paris, die dort seit 1995 an den „Écrivain allemand“ erinnert, wie auf dem Schild auch steht. Sie liegt im 13. Arrondissement, im zeitgleich zur Benennung neugestalteten modernen Stadtviertel „Gare“, in Nachbarschaft der Bibliothèque François-Mitterrand (Französischen Nationalbibliothek, BnF), was die Wahl des Schriftstellers als Namensgeber umso plausibler macht.
Das Schild steht für die literarischen, aber auch politischen deutsch-französischen Beziehungen und die Rolle, die Thomas Manns dabei einnahm. Er schätzte u.a. die Brüder Goncourt sehr, bezog entscheidende Anregungen aus ihren Werken für seinen Familienroman „Buddenbrooks“. Und er war der erste deutsche Schriftsteller, der nach dem 1. Weltkrieg im in Paris öffentlich auftrat, um eine Rede zu halten: „Die geistigen Tendenzen des heutigen Deutschlands“. In der Rolle eines inoffiziellen Kulturbotschafters der Weimarer Republik warb Mann für die deutsch-französische Freundschaft und die Völkerverständigung – siehe auch sein Bericht über die Reise und den Aufenthalt, „Pariser Rechenschaft“. Die Benennung ist auch ein Spiegel der späteren politischen Beziehungen zwischen beiden Ländern, die sich in den 1990er-Jahren intensivierten.
Der Installation am Salvatorplatz vorausgegangen war ein längerer Prozess der Recherche und Kontaktaufnahme, unter anderem über das Goethe-Institut Paris. Letzlich wurde von der Stadt Paris die Freigabe zur Reproduktion des Schildes erteilt, ausgeführt von der Firma LACROIX Signalisation/Signaclic, die auch für die Stadt Paris arbeitet.
Da in Paris Straßenschilder vorwiegend an Hausfassaden angebracht werden, galt es in München eine entsprechende Stelle zu finden. Die Fassade der Salvatorgarage bot sich an, dafür wurde das Einverständnis des Amts für Denkmalpflege eingeholt, sowie der Pächter bzw. Eigentümer, der Bavaria Parkgaragen GmbH und der Bayerischen Hausbau.
Die Montage selbst nahm in Zusammenarbeit mit Albert Coers Florian Froese-Peek vor.
Lübeck – Hitze, Wasser – und die Thomas-Mann-Straße
Es ist schon einige Zeit her, dass ich in Lübeck war, dort, wo die Vorfahren der Familie von Thomas Mann lange ansässig waren, wo er selbst, wo Heinrich und seine vier Geschwister geboren und aufgewachsen sind, und wo eine Straße nach ihm benannt ist. Im Sommer 2019 war das. Jetzt, 2024, wo die Realisierung des Denkmals in greifbare Nähe rückt, inklusive des Straßenschildes aus Lübeck, versuche ich, anhand meiner Notizen und Erinnerungen den Aufenthalt zu rekonstruieren.
„Lübeck – Hitze, Wasser – und die Thomas-Mann-Straße“ weiterlesenDenkmalstrom
Der Stromkasten für das Denkmal ist gesetzt, das ja auch aus Straßenleuchten bestehen soll. Er befindet sich an der Jungfernturmstraße, an der alten Stadtmauer, neben weiteren Anschlusskästen.
Gegenwart trifft auf Geschichte, die Mauer aus dem typischen Rotziegel war Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung Münchens und stammt aus dem 15. Jahrhundert. Leicht erkennbar ist der weiße neue, passend zum Straßennamen, jungfräuliche Kubus – er ist noch nicht mit Graffiti-tags besprüht und noch nicht verwittert.
Es war mir wichtig, dass der Stromkasten nicht am Salvatorplatz selbst steht und dort ein weiteres skulpturales Element bildet, zusätzlich zu den Schildern und Leuchten. Auch gibt es so keine Probleme mit dem Denkmalschutz, der gegen die Aufstellung vor der geschützten Fassade Einwände gehabt hätte. Das bedeutet einigen Aufwand, denn vom Kasten muss noch ein Kabel zum Platz gelegt werden. Aber ich bin froh über die Entscheidung und darüber, dass schon mal der Kasten steht – damit ein erstes Element des Denkmals und seiner Infrastruktur.
Dank an die Firma Walter Ehmann!
Aktivierung Salvatorplatz – Denkmal für die Familie Mann
Der Salvatorplatz München, wo das Denkmal für die Familie Mann aufgestellt werden soll, wird schon mal „vorgewärmt“ und aktiviert: Schüler des Thomas-Mann-Gymnasiums und der Mittelschule an der Peslmüllerstraße, Pasing, erkundeten am 6.3.24 physisch den Platz, sie bildeten dort u.a. eine lebendige Kette um die Fläche, auf der Straßenschilder und Leuchten in Erinnerung an die Mitglieder der Familie Mann stehen werden. Und das bei Regen! Die Aktion ist Teil eines Programms zur Kunstvermittlung von Kunst im öffentlichen Raum an Schulen, geleitet von Barbara Dabanoğlu.
Foto: Jadranka Kosorcic
Gewichtige Informationen – Erläuterungstafeln zu den Manns
Als Ergänzungen zu den Straßenbenennungsschildern aus München sind Tafeln fertig geworden, die Informationen zu den Mitgliedern der Familie liefern und unterhalb der Schilder angebracht werden. Zusatzinformationen sind somit integraler Bestandteil des Denkmals.
Die Texte liefern knappe Biographien zu Thomas, Katia, Klaus, Erika, Golo Mann und Elisabeth Mann. Sie entstanden in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Stadt München, Abteilung Public History (ehemals Institut für Stadtgeschichte und Erinnerungskultur). Die technische Realisierung übernahm das Baureferat München.
Bislang gab es diese Schilder nur für Thomas, Klaus und Erika Mann. Insofern lag es für mich nahe, alle Münchner Straßennamen mit solchen Ergänzungsschildern zu versehen und um solche für Katia, Golo und Elisabeth Mann zu ergänzen.
Die Schilder sind aus emailliertem Metall und daher im Vergleich zu ihrer Größe (15 x 45 cm) ziemlich schwer. Anlaß, die Schilder auf eine Personenwaage zu legen – und das Gewicht der Namen und Informationen zu testen.
Rua Thomas Mann, São Paulo-München
Nach langer Reise ist im Oktober 2023 das letzte der Straßenschilder eingetroffen, das Bestandteil des Denkmals werden wird, aus Brasilien, eine Kopie des Schildes der Rua Thomas Mann in São Paulo. Produziert wurde es von CSV Sinalização in Campina/São Paulo, einer auf Signaltechnik und Schilderdruck für den öffentlichen Raum spezialisierten Firma. Dank zahlreicher Aufkleber, Stempel und Zollvermerke ist es auch ein Mail-Art-Objekt.
„Back to the Future“ – Leuchte Pacific Palisades/Los Angeles fertiggestellt
Dieser Tage wurde die Leuchte fertiggestellt, die innerhalb des Denkmals auf diejenige in Pacific Palisades/Los Angeles verweist, die dort vor dem Haus steht, das Thomas Mann mit seiner Familie während seines Exils in Kalifornien bewohnte, dem heutigen Thomas Mann House. Die Kunstgießerei Anton Gugg hat dafür einen Aluminiumguss angefertigt.
Damit ging abermals ein längerer Prozess zu Ende: Nach Fotos, die ich 2019 gemacht hatte, und nach Plänen der Public Works Los Angeles wurde ein digitales Modell der Leuchte gezeichnet, vom Künstler Florian Froese-Peek, mit einem 3‑D-Drucker in ein dreidimensionales 1:1 Modell aus Kunststoff übertragen, dann im Ausschmelzverfahren gegossen.
Ich hatte Pacific Palisades im Herbst 2019 besucht – siehe der Blogeintrag.
Lange hatte ich recherchiert und mich bemüht, eine Leuchte von dort zu bekommen – was sich als schwierig herausstellte. Auch der Transport nach Deutschland wäre ein langwieriges Unternehmen gewesen, wie ich am Beispiel der in den USA produzierten Leuchte nach dem Modell in New York feststellen musste.
Letzen Endes habe ich mit der Reproduktion den Rat von Bob Gale befolgt, Drehbuchautor und Filmproduzent (unter anderem „Zurück in die Zukunft“), der in der Nachbarschaft wohnt. Er schrieb damals: „My suggestion is that you have the fixture extensively photographed and measured, and then duplicate it in Germany. This would be the most cost effect and simple solution.“ Dieser Vorschlag kommt sicher nicht von ungefähr von einem, der in der Filmbranche zu Hause ist, in dem oft mit Requisiten und Nachbildungen gearbeitet wird.
Und vielleicht passt das Konzept der Replik einer Leuchte aus den 1920/30er- Jahren mittels moderner digitaler, aber auch traditioneller Verfahren, für ein Denkmal, das in der Zukunft – voraussichtlich im Spätherbst 2023 – aufgestellt werden soll, ja auch zum Motto „Back to the Future“.



MANN Ave, New York – Straßenschilder unterwegs

Nach weiter Reise ist das Schild der Mann Ave aus New York angekommen, es soll Bestandteil des Denkmals am Salvatorplatz München werden.
Eingetroffen: Leuchte aus Sanary

Vor ein paar Tagen kam als Beitrag der südfranzösischen Gemeinde Sanary-sur-Mer zum Denkmal für die Familie Mann die Leuchte bzw. der Kandelaber, wie historische Leuchten gerne genannt werden. Im Herbst 2020 hatte ich den einstigen Emigrationsort der Familie Mann besucht.
Der Kandelaber kam gut verpackt von der Fonderie de Roquevaire, welche ihn restauriert hatte, und wurde am Bauhof in München entgegengenommen, vermessen – und beschriftet. Als kleiner Nebeneffekt vertauschten sich Buchstaben in meinem Namen und ich wurde so zum „Corse“(n).


Vortrag: Ein Denkmal für die Familie Mann, Tagung „Vor Ort: Erinnerung, Exil, Migration“, 3.9.2021

Am 3.9.2021 hält Albert Coers einen Vortrag zum Denkmal für die Familie Mann, auf der Online-Tagung „Vor Ort: Erinnerung, Exil, Migration“, Jahrestagung der Gesellschaft für Exilforschung in Kooperation mit dem NS-Dokumentationszentrum München, 3.–4.9.2021.
Die Jahrestagung 2021 beschäftigt sich mit Orten des Exils und der Migration und ihrem Verhältnis zu Erinnerungskulturen und regt den Austausch zwischen der Exilforschung und anderen Forschungsrichtungen an, die sich mit (erzwungener) Migration und Flucht befassen.
Mehr Informationen, Programm und Ameldung hier.
„Schöner Schilderwald“: Radiobeitrag
Am 21. 3.2021 gab es auf Bayern 2 im Kulturjournal das Radiofeature „Schöner Schilderwald. Der Künstler Albert Coers und sein Münchner Denkmal für die Familie Mann“ von Astrid Mayerle. Hier zum Nachhören.
Sanary – Leuchten, Villen, Türme
Eine Reise Ende September 2020, die ich trotz Corona-Bedenken doch antrete: Gegen Mitternacht komme ich mit dem Zug aus Marseille an. Die Ansagen der Haltestellen habe ich gespannt mitverfolgt, um das Aussteigen nicht zu verpassen. Der Bahnhof, für die Ortschaften Ollioules und Sanary-sur-Mer zusammen angelegt, ist menschenleer, aber hell erleuchtet – was mich auf das Thema der Leuchten einstimmt.
MehrAm Platz: Übergabe Schilder Klaus-Mann-Platz, Frankfurt
Am 6.10. bin ich erneut zu einem Ortstermin in Frankfurt: zur Übergabe der Straßenschilder vom Klaus-Mann-Platz, die Bestandteil des Denkmals für die Familie Mann in München sein werden.
MehrZürich: Erika Mann, Schilder und Arbeit

Nach langer Corona-Pause wieder Fahrten zu den Orten der Manns, in die Schweiz, zur Entgegennahme von Leuchten und Schildern. Zwar ließe sich das per Post senden, doch finde ich es interessant, zu den Orten und Leuten (freudscher Vertipper: Leuchten) zu fahren, selbst wenn das mehr Arbeit macht.
„Zürich: Erika Mann, Schilder und Arbeit“ weiterlesenStraßenschilder aus München – unter Dach und Fach

Im Mai 2020 wurden die Schilder von Thomas Mann, Golo, Erika, Klaus, Elisabeth fertig, nach denen in München Straßen und Plätze benannt sind – und auch die extra angefertigten Schilder für Katia Mann, für die bisher noch keine Benennung existierte. Ich konnte sie beim Baureferat München abholen.
„Straßenschilder aus München – unter Dach und Fach“ weiterlesenSTRASSEN NAMEN LEUCHTEN – ein Denkmal für die Familie Mann, 6.6.2020, Literaturforum Brecht-Haus Berlin

Auf Einladung der Klaus Mann Initiative Berlin stelle ich am 6.6.2020 im Literaturforum im Brecht-Haus in Berlin das geplante Denkmal für die Familie Mann vor, berichte von Recherchereisen und vom Prozess der Verwirklichung, im Gespräch mit Karl Kelschebach. Dazu gibt es Lesungen ausgesuchter Texte von Thomas und Klaus Mann, passenderweise am 145. Geburtstag von Thomas Mann. Es lesen Nora Kelschebach und Michael Navratil.
Hier der Stream der Veranstaltung
„Auf der Suche nach sich selbst“ – Rom und Palestrina

Im Juni 2019, also vor fast einem Jahr, war ich in Rom und Palestrina, um die nach Thomas Mann benannten Straßen zu erkunden, im Hinblick auf das Denkmal für die Manns in München. Im Rückblick auch interessant, wie selbstverständlich das Reisen und die Bewegung in öffentlichen Raum war – im Kontrast zur Jetztzeit, 2020.
„„Auf der Suche nach sich selbst“ – Rom und Palestrina“ weiterlesenKlaus Mann, Thomas Mann und der Frankfurter Engel

Die Unterschiede zwischen den einzelnen Manns und ihrer Rezeption treten auch in den Straßennamen und ihren Schildern zutage. Frankfurt ist eine der wenigen Städte – neben München die einzige – in der eine Straße oder ein Platz nach Klaus Mann benannt ist. Ich rufe bei der Stadt Frankfurt an und frage nach dem Schild, um es ins Denkmal einzubauen. „Thomas Mann können sie gleich haben, Klaus Mann haben wir leider gerade nicht“ ist die Auskunft.
„Klaus Mann, Thomas Mann und der Frankfurter Engel“ weiterlesen


















