Es ist schon einige Zeit her, dass ich in Lübeck war, dort, wo die Vorfahren der Familie von Thomas Mann lange ansässig waren, wo er selbst, wo Heinrich und seine vier Geschwister geboren und aufgewachsen sind, und wo eine Straße nach ihm benannt ist. Im Sommer 2019 war das. Jetzt, 2024, wo die Realisierung des Denkmals in greifbare Nähe rückt, inklusive des Straßenschildes aus Lübeck, versuche ich, anhand meiner Notizen und Erinnerungen den Aufenthalt zu rekonstruieren.
„Lübeck – Hitze, Wasser – und die Thomas-Mann-Straße“ weiterlesenSchlagwort: Thomas Mann
Gewichtige Informationen – Erläuterungstafeln zu den Manns
Als Ergänzungen zu den Straßenbenennungsschildern aus München sind Tafeln fertig geworden, die Informationen zu den Mitgliedern der Familie liefern und unterhalb der Schilder angebracht werden. Zusatzinformationen sind somit integraler Bestandteil des Denkmals.
Die Texte liefern knappe Biographien zu Thomas, Katia, Klaus, Erika, Golo Mann und Elisabeth Mann. Sie entstanden in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Stadt München, Abteilung Public History (ehemals Institut für Stadtgeschichte und Erinnerungskultur). Die technische Realisierung übernahm das Baureferat München.
Bislang gab es diese Schilder nur für Thomas, Klaus und Erika Mann. Insofern lag es für mich nahe, alle Münchner Straßennamen mit solchen Ergänzungsschildern zu versehen und um solche für Katia, Golo und Elisabeth Mann zu ergänzen.
Die Schilder sind aus emailliertem Metall und daher im Vergleich zu ihrer Größe (15 x 45 cm) ziemlich schwer. Anlaß, die Schilder auf eine Personenwaage zu legen – und das Gewicht der Namen und Informationen zu testen.
Rua Thomas Mann, São Paulo-München
Nach langer Reise ist im Oktober 2023 das letzte der Straßenschilder eingetroffen, das Bestandteil des Denkmals werden wird, aus Brasilien, eine Kopie des Schildes der Rua Thomas Mann in São Paulo. Produziert wurde es von CSV Sinalização in Campina/São Paulo, einer auf Signaltechnik und Schilderdruck für den öffentlichen Raum spezialisierten Firma. Dank zahlreicher Aufkleber, Stempel und Zollvermerke ist es auch ein Mail-Art-Objekt.
„Back to the Future“ – Leuchte Pacific Palisades/Los Angeles fertiggestellt
Dieser Tage wurde die Leuchte fertiggestellt, die innerhalb des Denkmals auf diejenige in Pacific Palisades/Los Angeles verweist, die dort vor dem Haus steht, das Thomas Mann mit seiner Familie während seines Exils in Kalifornien bewohnte, dem heutigen Thomas Mann House. Die Kunstgießerei Anton Gugg hat dafür einen Aluminiumguss angefertigt.
Damit ging abermals ein längerer Prozess zu Ende: Nach Fotos, die ich 2019 gemacht hatte, und nach Plänen der Public Works Los Angeles wurde ein digitales Modell der Leuchte gezeichnet, vom Künstler Florian Froese-Peek, mit einem 3‑D-Drucker in ein dreidimensionales 1:1 Modell aus Kunststoff übertragen, dann im Ausschmelzverfahren gegossen.
Ich hatte Pacific Palisades im Herbst 2019 besucht – siehe der Blogeintrag.
Lange hatte ich recherchiert und mich bemüht, eine Leuchte von dort zu bekommen – was sich als schwierig herausstellte. Auch der Transport nach Deutschland wäre ein langwieriges Unternehmen gewesen, wie ich am Beispiel der in den USA produzierten Leuchte nach dem Modell in New York feststellen musste.
Letzen Endes habe ich mit der Reproduktion den Rat von Bob Gale befolgt, Drehbuchautor und Filmproduzent (unter anderem „Zurück in die Zukunft“), der in der Nachbarschaft wohnt. Er schrieb damals: „My suggestion is that you have the fixture extensively photographed and measured, and then duplicate it in Germany. This would be the most cost effect and simple solution.“ Dieser Vorschlag kommt sicher nicht von ungefähr von einem, der in der Filmbranche zu Hause ist, in dem oft mit Requisiten und Nachbildungen gearbeitet wird.
Und vielleicht passt das Konzept der Replik einer Leuchte aus den 1920/30er- Jahren mittels moderner digitaler, aber auch traditioneller Verfahren, für ein Denkmal, das in der Zukunft – voraussichtlich im Spätherbst 2023 – aufgestellt werden soll, ja auch zum Motto „Back to the Future“.
Zürich: Erika Mann, Schilder und Arbeit
Nach langer Corona-Pause wieder Fahrten zu den Orten der Manns, in die Schweiz, zur Entgegennahme von Leuchten und Schildern. Zwar ließe sich das per Post senden, doch finde ich es interessant, zu den Orten und Leuten (freudscher Vertipper: Leuchten) zu fahren, selbst wenn das mehr Arbeit macht.
„Zürich: Erika Mann, Schilder und Arbeit“ weiterlesen„Mein Nidden“ – zu den Manns an die Ostsee
Nidden/Nida auf der kurischen Nehrung in Litauen also, wo Thomas Mann sich 1929 ein Ferienhaus bauen ließ – und es 1930 am 16. Juli bezog. Um diese Zeit findet seit 23 Jahren hier im Haus, jetzt Museum, ein Thomas-Mann-Festival mit Lesungen, Vorträgen und Konzerten statt.
Ich reise an mit Zug, Bus und Fähre, zwei Tage, etwa so lange, wie es auch zu Zeiten der Manns dauerte, um die Entfernung zu erfahren.
Im Haus höre ich u.a. Jindrich Mann, Enkel von Heinrich Mann, versuche ein Gefühl für Ort und Landschaft zu bekommen, spreche mit Mann-Experten und Vertretern von Institutionen über das Denkmalprojekt.
Interessant, dass Thomas Mann 1930 hierherkam, und die zwei folgenden Sommer hier verbrachte, also die letzten Ferien vor der Emigration. Die selbstgewählte Reise, Entfernung gegenüber der unfreiwilligen, erzwungenen. Nidden als ein „Refugium, vielleicht sogar eine Art Vor-Exil“, wie Frido Mann schreibt.
Ich unterhalte mich mit Uwe Naumann, Philologe, Lektor bei Rowohlt und intimer Kenner der Familie Mann, über das Denkmalprojekt. Es taucht die Frage auf: Wie kann man deutlich machen, dass Internationalität und häufiger Ortswechsel eben nicht durch Reiselust und Tourismus, sondern größtenteils durch Emigration bedingt waren? Thomas Mann sei der sesshafteste Mensch gewesen, den man sich vorstellen könne – und wäre sicher weiter in München geblieben. Es handle sich also um ein „erzwungenes Weltbürgertum.“
Die Unterscheidung ist nicht leicht zu treffen, da die Manns ja auch in der erzwungenen Fremde über Mittel und Unterstützer verfügten, um einen gehobenen Lebens- und Reisestil aufrechtzuerhalten, und die Orte der Mannschen Emigration ja nicht die hässlichsten waren: Beispielsweise Sanary-sur-Mer an der Côte d’Azur, wie Nida ein Küsten- und Badeort, der sich zur Anlaufstelle von Emigranten entwickelte, und den ich im Herbst 2020 besuchen werde.
Das kann wohl nur durch zusätzliche Bild- und Textinformationen geschehen, und indem man die Leuchten und ihre Orte zusammendenkt. In Nidden beispielsweise steht die Leuchte ja vor einem Ferienhaus, einem festen Gebäude, das bewusst für längeren, wochen- und monatelangen Aufenthalt geplant und in Auftrag gegeben wurde. Mit seinem breiten Dach, dem Walm aus Reet, strahlt es den Wunsch nach Sesshaftigkeit und Verwurzeltsein aus. Es ist gebaut in Anlehnung an traditionelle, ortstypische Bauweise, eine Fischerhütte oder besser, ‑kate, mit den gewachsenen Materialien Holz und Reet, dem Regionalität signalisierenden Preußisch-Blau auf den Stirnseiten des Dachs, den Fensterläden und ‑rahmen.
Ein Gespräch mit Lina Motuzienė, Leiterin des Thomas-Mann-Kulturzentrums, gerät schnell ins Praktische: Sie telefoniert mit einer Mitarbeiterin der Neringos Komunalininkas, des hiesigen Bauhofs, der für die Kommunen der Nehrung zuständig ist, und kurz darauf radle ich los, um dort eine Lampe in Augenschein zu nehmen. Somit bieten sich auch Blicke hinter die Kulissen von Nida. Bald finde ich mich in einer Werkstatt wieder, auf dem Tisch eine Leuchte, die ich gleich mitnehmen könne – und auf litauisch und englisch diskutieren wir über Maße, Leuchtmittel, Gewicht und die Frage, ob es diese sein könne oder das „Original“, das mir am liebsten wäre – bis zwei Mitarbeiter hereinkommen und feststellen, das auf dem Tisch sei nicht das vor dem Kulturzentrum verwendete Modell, sondern ein kleineres, und das „richtige“ hereinbringen – in der Tat eine Nummer größer und schwerer. Die Leuchte wird angeschlossen und getestet, und in der Tat, das ist das rötliche Licht, das abends auf den Straßen, Plätzen und Uferpromenaden zu finden ist. Sie bieten an, die Leuchte gleich gegen die vor dem Thomas-Mann-Haus auszutauschen. Wir fahren los.
Wiederum geht es schnell: Die Leuchte vor dem Haus wird abgebaut, im Bibliotheksraum zwischengelagert und mir übergeben – eben am 16. Juli!
Eine schöne Szene: Im Vordergrund installieren zwei Mitarbeiter von Neringos Komunalininkas eine Leiter und montieren die Lampe ab, gerade neben dem Hinweisschild auf das Museum. Im Hintergrund das Ferienhaus, aus dem durch die offene Tür der Veranda wohlartikulierte Sätze über Nidden tönen, die Charakteristik der Landschaft und ihrer Menschen – Texte von Thomas, gelesen von Frido Mann.
Als die Leuchte heruntergehoben ist, sieht man ihre Oberseite zart bedeckt von hellgrauen Flechten – stand sie doch unter Kiefern, wo Feuchtigkeit und Schatten für ein günstiges Klima sorgten. Auf diese Weise wird mit der Leuchte auch ein Stück Ostsee-Flora nach München importiert.
Der Vortrag von Uwe Naumann über die Manns und das Meer fügt sich an diesem Tag insofern ganz gut, als der erste Teil meiner Rückreise ja auch über die Ostsee stattfinden wird, mit der Fähre nach Kiel.
Seine vorhergehende Lesung der Geschichte „Das Eisenbahnunglück“ von Thomas Mann passt auch, zumindest was das Verkehrsmittel ab Kiel betrifft … An die Dramatik der Erzählung reicht die Fahrt nicht heran – auch wenn es DB-bedingt verschiedene Zwischenfälle gibt, die in einer Verspätung von anderthalb Stunden resultieren – was jedoch nur halb solang wie in der Geschichte ist.
Konzept
Das Denkmal für die Familie Thomas Mann besteht aus Schildern von Straßen, die nach Mitgliedern der Familie benannt sind, und aus 15 Straßenleuchten. Diese stammen aus München, aber auch aus anderen Orten der Welt, die mit der Familie Mann in Bezug stehen, mit Thomas Mann, seiner Frau Katia und ihren Kindern Klaus, Erika, Golo, Elisabeth, Michael und Monika.
In Schildern und Leuchten spiegelt sich die Internationalität der Familie Mann wider, von München ausgehend, mit Lebens- und Wirkungsorten in Europa, den USA und Südamerika, gleichzeitig ihre weltweite literarische Ausstrahlung und Bedeutung. Dies ist auch anhand der unterschiedlichen Straßenbezeichnungen (Via, Rue, Rua…) ablesbar. Die Aufstellung orientiert sich an der Lage der Orte zueinander und bildet eine imaginäre Karte. Angesprochen sind Aspekte von Ortsverbundenheit, gleichzeitig Emigration, Ortswechsel sowie grenzüberschreitendem Weltbürgertum, wofür die Familie als Beispiel gelten kann.
Die bauliche Fertigstellung des Denkmals ist für Frühjahr/Sommer 2024 geplant.
Ausgangspunkt sind Situationen in München, dem langjährigen Lebensmittelpunkt der Familie. Hier gibt es inzwischen mehrere Straßen und Plätze, die nach Mitgliedern der Familie benannt sind, nach Erika, Klaus, Elisabeth, Golo. Jedoch liegen diese an wenig frequentierten Orten, in Neubaugebieten, an der Peripherie, sind so im kollektiven Gedächtnis wenig präsent. Diese Schilder, samt der Lampen, an denen sie befestigt sind, werden ins Zentrum der Stadt gebracht, als Gruppe versammelt und dadurch stärker sichtbar. Es findet eine „Familienzusammenführung“ statt. Gleichzeitig verweisen Schilder und Lampen zurück auf ihre ursprünglichen Standorte. Damit betont das Denkmal den Bezug zu urbanen Strukturen.
Namen
Für Katia Mann, nach der bisher keine Straße und kein Platz benannt ist, wird ein neues Schild geschaffen. Angebracht ist es an einer auf dem Platz vorhandendenen Leuchte, die um wenige Meter versetzt und so in die Gruppe der weiteren Leuchten des Denkmals einbezogen wird.
Dies macht „Frau Thomas Mann“ stärker im Bezug zur Stadt sichtbar, war sie doch gebürtige Münchnerin und entstammte der jüdischen Familie Pringsheim, die, wie die Manns, ihren Besitz verloren und emigrieren mussten. Die Benennung im Denkmal nimmt vorweg, was eigentlich ein langwieriger Prozess wäre. Diese Mischung von Realität und Fiktion ist auch Verweis auf literarische Verfahren, wie sie Thomas oder auch Klaus Mann praktizierten.
Leuchten
Neben Leuchten und Schildern aus München, die erinnern an Thomas, Erika, Klaus, Golo Mann und Elisabeth Mann Borgese, zeigen weitere die Spannweite zwischen Europa, Nord- und Südamerika, stellen Bezüge her.
Ein Straßenschild „Rue Thomas Mann“ stammt aus Paris und wird gemäß der dort üblichen Anbringung an der Wand der Salvatorgarage zu sehen sein. Lübeck ist als Geburtsort von Thomas Mann und Schauplatz von „Buddenbrooks“ vertreten, mit einer Lampe vor der dortigen Thomas-Mann-Schule und einem Schild nach Thomas-Mann-Straße. Aus Frankfurt stammen Lampe und Schild vom Klaus-Mann-Platz, Standort eines Denkmals für verfolgte Homosexuelle von Rosemarie Trockel („Frankfurter Engel“); damit ist ein Bestandteil der Identität mehrerer Familienmitglieder inbegriffen.
Rom ist mit dem Schild „Via Thomas Mann“ und Leuchte präsent als Aufenthaltsort von Thomas (und Heinrich) Mann in jungen Jahren. Für den südamerikanischen Teil (Thomas Manns Mutter Julia stammte aus Brasilien) stehen Straßenlampe/Schild aus São Paulo.
Eine Leuchte kommt dagegen aus Nida/Nidden in Litauen, bevorzugte Sommerfrische der Familie Mann, wo sie vor dem Ferienhaus der Manns steht, heute Thomas-Mann Haus, ein Kulturzentrum und Museum. Sanary-Sur-Mer an der Côte d’Azur war erster Ort der Emigration in den 1930er Jahren. Von dort stammt eine Lampe, die für die Familie insgesamt steht, ebenso eine aus New York, in Nähe des Hotel Bedford (heute: Renwick), wo die Manns wiederholt wohnten. Ein Schild „Mann Av.“ aus New York steht für die Familie und den Namen „Mann“ als Ganzes, auch für Michael und Monika, nach denen keine eigene Straße benannt ist.
Auf Los Angeles verweist eine Leuchte. Dort ließ Thomas Mann 1942 eine Villa bauen, die er bis zur Rückkehr nach Europa 1952 bewohnte, und die heute als Thomas Mann House als Residenzhaus ein Aufenthaltsort für Stipendiaten und Ort kulturellen Austauschs ist. Eine Leuchte aus Kilchberg in der Schweiz stellt eine Beziehung her zum Wohnort von Thomas und Katia, auch von Erika (nach der in Zürich eine Straße benannt ist) und zuletzt Golo, der aber in Leverkusen verstarb, und an den dort eine Straße erinnert.
Recherchereisen an die jeweiligen Orte sind Bestandteil des Projekts, ebenso eine Buchpublikation, die Hintergrund und Entstehung des Denkmals dokumentiert, vermittelt und ergänzt, auch um die aktuellen Situationen der Straßenschilder und Leuchten vor Ort.
Wettbewerb
Am 10.4.2019 hat der Stadtrat München beschlossen, den Entwurf von Albert Coers für ein Denkmal für die Familie Mann am Salvatorplatz zu realisieren. Coers‘ Konzept mit dem Titel „Straßen Namen Leuchten“ war von einer Fachjury im Rahmen eines Wettbewerbs für Kunst im öffentlichen Raum ausgewählt worden, zu dem das Kulturreferat 2017 acht internationale Künstlerinnen und Künstler eingeladen hatte (Clegg & Guttmann, Albert Coers, Annika Kahrs, Michaela Meise, Michaela Melián, Olaf Nicolai, Timm Ulrichs, Paloma Varga Weisz).
Mit der Fertigstellung des Denkmals ist im Frühjahr/Sommer 2024 zu rechnen.
Die Initiative, Thomas Mann ein Denkmal zu setzen, geht auf einen Stadtratsantrag bereits von 2015 zurück: „Der Münchner Bürger und bedeutende Autor Thomas Mann verdient einen sichtbaren Ehrenplatz in der Stadt, die er zu seinem Lebensmittelpunkt gemacht hat. Hier hat er lange gelebt, geheiratet, ein Haus gebaut. Hier wollte er bleiben.“
Der Fokus hat sich dabei erweitert: „Neben der historischen Bedeutung von Thomas Mann für München wurde deutlich, dass der thematische Schwerpunkt nicht nur auf Thomas Mann beschränkt sein darf. Eine künstlerische Würdigung des Nobelpreisträgers ohne seinen familiären Kontext würde viele interessante Facetten des Wirkens der „Manns“ ausklammern. Bei einer weiteren permanenten künstlerischen Aufwertung des öffentlichen Raums ist nun die literarische Bedeutung der gesamten Familie Mann zu berücksichtigen.“ (Text nach der Ausschreibung).
Ort
Der Standort für das Denkmal, der Salvatorplatz, befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Literaturhaus und damit an einem der zentralen Orte der Beschäftigung mit literarischem Schaffen in München. Er liegt in der Altstadt, zwischen dem Literaturhaus, den Salvatorgaragen, einem denkmalgeschütztem Bau aus den 1960er Jahren, und der Salvatorkirche im Südosten.
Die Manns und München
Die Idee, Thomas Mann und seiner Familie ein Denkmal an zentraler Stelle zu errichten, hat als Hintergrund die große Bedeutung der Stadt für die Familie, aber auch das ambivalente Verhältnis zu ihr – sowie die Tatsache, dass die Familie in der sichtbaren Gedächtniskultur bisher nicht die ihr zukommende Präsenz hat.
Thomas Mann, 1875 in Lübeck geboren, kam 1894 als junger Mann nach München und lebte dort über 30 Jahre. Hier lernte er seine Frau Katia Pringsheim kennen, hier kamen die Kinder Erika und Klaus, Golo und Monika, Elisabeth und Michael zur Welt. Hier entstanden die meisten seiner literarischen Werke.
Doch nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 emigrierte die Familie Mann, lebte fast 20 Jahre im Exil, zuerst in Europa, dann in den USA. Die Villa der Familie in der Poschingenstraße in München wurde beschlagnahmt, Thomas Mann enteignet.
1952 kehrte er endgültig nach Europa zurück. Die Wahl fiel auf die Schweiz. Eine Rückkehr nach München war für ihn ausgeschlossen. Sein ehemaliger Wohnsitz in München wurde wegen der Gefahr eines Zusammenbruchs mit seiner persönlichen Zustimmung durch die Stadt München abgerissen. Thomas Manns Nachlass ging an die Eidgenössische Technische Hochschule in Zürich. Das umfangreiche literarische Erbe seiner Kinder Klaus, Erika, Michael, Monika und Elisabeth Mann befindet sich in der Monacensia im Hildebrandhaus.