Am 6.10. bin ich erneut zu einem Ortstermin in Frankfurt: zur Übergabe der Straßenschilder vom Klaus-Mann-Platz, die Bestandteil des Denkmals für die Familie Mann in München sein werden.
Der Platz hat sich seit meinem letzten Besuch im Februar 2019 verändert: Am auffälligsten sind die zwei schwarzen Schirme und die Sitzbänke, welche die Erweiterung der Gastronomie in den Außenbereich anzeigen. Klar, öffentlicher Raum, „Platz“ ist jetzt, in Corona-Zeiten, gefragter denn je. Die schwarzen Schirme mit der Aufschrift „Black“ passen auf skurrile Weise zum schwarzen Engel von Rosemarie Trockel und seinen Flügelspitzen.
Ein Graffiti prangt jetzt an der Wand neben der Straßenleuchte mit dem Schild, der grüne Mülleimer an ihr wurde durch einen neuen blauen ersetzt. Und das Schild „Klaus-Mann-Platz“ und die Halterung sehen auch neu aus, wohl ein Ergebnis meiner Anfrage …
Was ich so nicht erwartet hatte: Aus der Übergabe des Schildes mit Pressetermin ergibt sich eine vorgezogene Eröffnung, eine Preview des Denkmals. Auf dem Platz finden sich viele an dem Projekt Beteiligte ein: Jessica Beebone vom Referat Bildende Kunst der Stadt Frankfurt, zuständig für Kunst im Öffentlichen Raum, Julius Reinsberg in Vertretung der Kulturdezernentin Ina Hartwig selbst. Seine Ansprache ist eine gute Zusammenfassung der Beziehung Klaus Manns zu Platz und Denkmal für die verfolgten Homosexuellen/Frankfurter Engel, erwähnt auch Thomas und Golo Mann und ihre Verbindung zu Frankfurt. Nachzulesen hier.
Da das Denkmalprojekt eine Schnittstelle von Kunst und Verkehr schafft, kommen Vertreter beider Abteilungen, Stadtrat Klaus Oesterling, der das Dezernat für Verkehr leitet, Michaela Kraft vom Amt für Straßenbau und Erschließung, Christian Wachter von deren Kommunikationsabteilung, Rüdiger Auth, der ein neues Straßenschild als Ersatz für das zu übergebende anfertigen ließ. Er hat auch einen Mitarbeiter mitgebracht, samt Leiter, der das Schild losschraubt. So ein Schild ist gut geeignet, um vielfache Beteiligung darzustellen, man kann es von mehreren Seiten anfassen.
Bin erfreut, wieder ein Objekt, etwas Greifbares in die Hände zu bekommen, etwas damit machen zu können. Das sage ich auch einer Journalistin – obwohl ihre Frage „was soll mit dem Schild passieren?“ eher auf die längerfristige Performance des Schildes zielt, darauf, wie/wo es einmal „seinen Platz“ finden soll, im Denkmal in München.
Ich nehme das Schild samt dem doch ziemlich schweren Rahmen unter den Arm und gehe los. Die Pressemappe mit dem Briefkopf der Stadt Frankfurt erweist sich als hilfreich, da ich tatsächlich auf dem Weg zur U‑Bahn Konstablerwache von der Polizei angehalten und nach dem Schild befragt werde- woher es stamme, und ob jetzt am Platz noch eins hänge? Der Weg mit dem Schild unterm Arm hat performativen Charakter.
Im ICE. Das Schild ruht im Sitz, im Kissen, und es passt gut, dass auf ihm nicht „Klaus-Mann-Str.“ sondern „Platz“ steht. Denn „Platz“ bezeichnet nicht nur eine bestimmte, abgegrenzte Fläche im Freien, im öffentlichen Raum, sondern auch den persönlichen Ort, auf dem jemand sitzt, wie hier im Zug – im Englischen bräuchte es eine ganze Reihe von Wörtern, „Square“, „Space“, „Room“, „Place“, „Seat“ … um das Bedeutungsfeld abzudecken. Und wie Klaus Mann so neben mir mitfährt und ich die Aktion Revue passieren lasse, habe ich das Gefühl, dass die Übergabe in Frankfurt „am Platz“ war.
Ein Gedanke zu „Am Platz: Übergabe Schilder Klaus-Mann-Platz, Frankfurt“
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